Die Antike - noch arm an Diamanten
Indien ist das erste Herkunftsland für Diamanten:
aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. sind erste Berichte über diesen Edelstein überliefert.
Indien blieb bis ins 18. Jahrhundert der Hauptlieferant.
Frühe Schriften über Edelsteine schildern den Diamant als "unbezwingbar und unbezähmbar", denn man erkannte schon früh seine extreme Härte und Widerstandskraft.
Aus diesem Grund reservierten die indischen Herrscher alle schleif-würdigen und größeren Diamanten für ihre eigene Verwendung.
Die Ausfuhr war auf das beschränkt, was wir heute als "'Industriediamanten" bezeichnen würden. Daher war ihre Schönheit im Europa der Antike praktisch unerkannt.
Schmuck unterlag den Luxus-Gesetzen: er war der herrschenden Klasse vorbehalten
Als sich der Handel zwischen Europa und dem Orient entwickelte - nach den Kreuzzügen und den Reisen Marco Polos - stieg auch das Interesse der Europäer an Luxuswaren.
Der Glaube an die legendären metaphysischen Eigenschaften der Diamanten, die ihre Träger furchtlos und tapfer machen sollten, war weit verbreitet. So erscheinen in einigen europäischen Kronen und Regalien Diamanten, entweder als oktaedrische Pyramiden- bzw. Doppelpyramiden-Schliffe oder als Spitzsteine.
Nur wenige Schmuckstücke mit Diamant sind aus dem Mittelalter überliefert, da die meisten Edelsteine in späterer Zeit neu geschliffen und wiederverwendet wurden.
Die Entdeckung des Seewegs nach Indien ermöglichte einen größeren Zufluss von Diamanten nach Europa; Brügge und Antwerpen wurden Zentren des Diamanthandels.
Nachdem die Perser Indien erobert hatten, intensivierten sie den Diamant-Bergbau. Die größten und schönsten Diamanten behielten sie für sich, stellten aber dem Export schleif-würdiger Steine keine Hindernisse mehr in den Weg.
In der Renaissance liebte man Schmuck aus Gold, Edelsteinen, farbigem Emaille; Diamanten kamen in unterseitig geschlossene Fassungen.
Typisch für die Renaissance waren auch Schmuck-Sets aus zusammenpassenden Ornamenten; man nähte sie entweder in regelmäßigen Mustern direkt auf die Kleidung oder trug sie miteinander verbunden als Carcanet (Halsband), Gürtel oder Hutband.
Aus der Renaissance ist zwar mehr Schmuck als aus früherer Zeit überliefert, doch sind auch hier höfische Portraits sowie Schmuck-Inventare die besten Quellen.
In zeitgenössischen Gemälden erscheinen die Diamanten oft schwarz. Dies entspricht dem Erscheinungsbild der damals rückseitig geschlossenen Fassungen, aber auch dem Schliff, der eine Totalreflexion nur aus bestimmten Winkeln zuließ:
Die Steine blitzten nur auf, wenn sich ihr Träger bewegte.
Die Verspieltheit der Renaissance wurde durch die Majestätik des Barock abgelöst, der Schmuck wurde zurückhaltender und wenig figurativ. Das Emaille der Vorderseiten nahm ab, dafür bemahlte man die Rückseiten mit kunstvollen Motiven in kontrastierenden Farben.
Schmuckstücke in Form einer Schleife trugen die Frauen als Mieder-Ornamente: genannt Sévigné, nach der Marquise de Sévigné, einer Dame am Hofe Ludwig XIV; ihr Mieder war mit kostbarsten diamantbesetzten Schmuckschleifen verschlossen.
Weitere typische Motive der Zeit waren Kronen, Kreuze, Lilien und die Bourbonen-Lilie.
Schleifen-Broschen mit Anhängern in radialsymmetrischem Design mit vielen kleinen Diamanten zierten den oberen Teil des Mieders; ans Ohr kamen dazu passende, lange Ohrringe.
Das Zeitalter der Aufklärung entwickelte eine neue Leidenschaft: das heitere Licht
Europäische Höfe glitzerten das ganze 18. Jahrhundert hindurch: mit Diamanten. Feste mit Kerzenschein waren Inbegriff moderner Unterhaltung, doch dies bedingte eine neue Unterteilung: Schmuck, der bei Tage getragen wurde - und Schmuck, den man bei Einbruch der Dunkelheit anlegte.
Das Leuchten der im Kerzenlicht funkelnden Diamanten war hinreisend - dieser Edelstein war die erste Wahl für den Abendschmuck. In Sachen Kleidung und Schmuck gab natürlich Paris den Ton an. 1725 ging die Förderung der indischen Diamant-Lagerstätten zurück. Doch im eroberten Brasilien konnte man neue Vorkommen für den steigenden Bedarf der Gesellschaft an Juwelen erschließen.
Diamanten gehörten längst nicht nur mehr den Königshäusern.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erschienen die ersten Schmuckstücke, auf denen ganze Flächen dicht an dicht - pavé - mit kleinen, funkelnden Diamanten besetzt wurden. Die Motive: verschlungene Ranken und Blumen, Bänder und Schleifen; sie imitierten die Muster in Spitze und Prokat.
Schmuck in Form von Federn und Blütenästen waren bevorzugter Kopfschmuck der Frauen. Der beliebteste Halsschmuck waren Colliers (Rivières) - diamantbesetzte Gleiter wurden frei beweglich am schwarzen Samtband oder einer schlanken Halskette getragen. Sévigné-Schleifen wurden entweder als Brosche oder in einer Serie, nach Größe abgestuften, Broschen am Mieder getragen.
Diamant-Schnallen verschönerten Schuhe und Ärmel, Gürtel, Halsbänder und Armbänder. Ringe, oft mehrere an einem Finger, zeigten Liebesthemen: etwa zwei Herzen, verbunden durch eine Schleife.
Diamanten in Schmuckstücken wurden "a jour" gefasst, also in rückseitig offenen Fassungen, die den Steinen mehr Licht gaben. Sie waren oft noch mit Gold hinterlegt, um Silberfärbungen zu vermeiden.
Unter dem Einfluss der Romantik kamen gefühlsbetontere Designs in Mode, die Materialien waren weniger wertvoll. Diamanten waren dem formellen Schmuck vorbehalten und wurden ausschließlich von verheirateten Frauen und Witwen getragen.
Die soziale Etikette ließ es für unverheiratete Frauen unangemessen erscheinen, die teuren Diamanten offen zu tragen.
Das bessere Verständnis der optischen Eigenschaften führte zu Neuentwicklungen im Diamant-Schliff. Man konnte nun optimale Proportionen und hohe Brillanz erzielen - der Brillantschliff wurde standardisiert.
Um 1890 verwendete man erstmals Platin für das Schmuckdesign, und um 1910 hatte es das klassische Silber der Diamant-Fassungen fast völlig verdrängt.
Es gab hinreichend Gelegenheiten, dies auch öffentlich zu zeigen und ein striktes Protokoll der Etikette - auch für Schmuck. Diademe etwa waren obligatorisch für das Erscheinen bei Hofe; sie mussten sogar getragen werden, wenn Mitglieder des Königshauses beim Essen anwesend waren.
Daneben bestand der Abendschmuck aus edelsteinbesetzten Steckkämmen, enganliegenden Halsbändern, Riviéres. Anhängern an zierlichen Kettchen, Broschen, Corsage-Ornamenten, Stromachern, Schulter-Knoten, Gürteln, Armbändern und Ringen. Als Ohrringe - zu dieser Zeit am wenigsten wichtig - trug man oft einzelne, tropfenförmig geschliffene Diamanten.
Auf kleinste Details wurde größter Wert gelegt. Die Messerscharfen Fassungen selbst waren fast unsichtbar - es schien, als ob die Diamanten im Schmuck schwimmen würden. Modebewusste Damen trugen an langen Platin-Halsketten - Sautoirs, Anhänger aus fein durchbrochenem Platin, sternförmig besetzt aus Diamanten.
Nach dem Krieg kehrte der Reichtum wieder, und auch die Lust an Diamanten - diesmal aber unter besonderer Berücksichtigung der Qualität. Im Jahre 1953 stellte das Gemological Institute of America (GIA) sein Diamant-Bewertungssystem vor und eröffnete in New York ein Labor, welches Qualitätsbeurteilungen anbot.
De Beers begann seine Kampagne mit dem Slogan "A Diamonds is Forever".
Diamantschmuck gehörte wieder zur Abendkleidung. Die Fassungen wurden minimiert, um die Diamanten besonders herauszuheben. Der Schmuck dieser Zeit ist, mit kleinen Änderungen, bis heute populär geblieben.
1971 entdeckte man die australischen Diamanten, unter denen sich ein großer Anteil an gelben und braunen, als Rarität aber auch rosafarbene bis rote Steine finden. Diamanten mit besonderen Farben belebten das Interesse am ganzen Spektrum der "Fancy colored", der wahrlich bunten Diamanten. Und dunkel-rosa bis rote Steine erzielten - und erzielen noch - schier unfassbare Karat-Preise.
Die eifrige Prospektion mit modernsten Methoden lässt fast jährlich neue Quellen entdecken. Schmuck ist nämlich nicht mehr der wichtigste Marktsektor für Diamanten - die Industrie hat ihren Wettbewerb auf dem kostbaren Edelstein mit den vielfältigen Eigenschaften aufgebaut.
Diamant als Schmuck ist auch vollständig "demokratisiert". Heute tragen ihn nicht nur Könige und Industrielle, sondern viel mehr Menschen als je zuvor.
Diamanten bester Qualität - in höchster Präzision von Hand im "Pavè" gefasst -
eingebettet im avantgardistischen Design aus hochwertigsten Edelmetallen.